IFA 2015 – automatische Fahrradschlösser: Das I Lock IT

Wer die technischen Entwicklungen der letzten Jahre beobachtet, dem wird klar: Auch Fahrradschlösser werden sich in Zukunft massiv verändern. Vom reinen automatischen Schließen des eigenen Rads angefangen, bis zu einem Sharing System, in dem viele Menschen aus einem Pool Räder per App oder Digitalem Schlüssel ausleihen, ist alles denkbar. Neben dem automatischen, schlüssellosen Schließen, das etwa per Bluetooth abgewickelt werden kann, sind Optionen wie GPS Tracking und automatisches Versenden von Notruf Nachrichten per GSM Modem denkbar. Dadurch ergeben sich theoretisch, neben Schloss und einem Alarmton, eine Menge weitere Optionen zur Diebstahls-Prävention. Auf der IFA in Berlin hat nun haveltec, ein Start-Up aus Brandenburg einen Schritt in dieser Richtung präsentiert: Das „I Lock It“.

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Das I Lock It

Es handelt sich um ein recht robustes Rahmenschloss, das das Hinterrad blockiert. Zusätzlich kann ein Drahtschloss verwendet werden, um das Rad an einem festen Gegenstand zu sichern. Entfernt man sich mit dem Smartphone oder dem digitalen Schlüssel vom Rad, wird das Rahmenschloss automatisch verriegelt (wenn eine Speiche im Weg ist, ertönt ein Warnsignal und man bekommt eine Nachricht per Bluetooth). Kommt man wieder zurück, öffnet sich das Schloss automatisch. Wird eines der beiden Schlösser beschädigt, ertönt ein Alarmsignal und man wird – ebenfalls per Bluetooth – benachrichtigt. Unter Idealbedingungen ist die Reichweite dieser Technologie ca. 100 Meter; dicke Wände oder andere Störfaktoren können sie allerdings deutlich reduzieren. Trinkt man also einen Kaffee und hat das Rad vor der Türe abgestellt, sind die Chancen gut, dass man sofort informiert ist, wenn etwas ungewolltes mit dem Rad passiert. In einem Club im Keller eines Bunkers könnte es schwieriger werden.

Die „I Lock It“- App gibt auch die Möglichkeit, weitere Nutzer*innen für das Rad freizuschalten. Man kann sich ein Rad also prinzipiell auch teilen. Für ein echtes „Free-Floating“ Sharing-Modell mit vielen Rädern fehlt allerdings das GPS Modul, um Räder orten und auf einer Karte finden zu können. Das könnte in einer späteren Version dazu kommen. In der aktuellen Version ist das Schloss dafür wenig energiehungrig und hält laut Hersteller 6-9 Monate bei ca. 20 Schließvorgängen am Tag. Der Akku kann jederzeit per Micro-USB geladen werden. Laden per Nabendynamo und über den E-Bike Akku wird laut Hersteller ebenfalls möglich sein.

Stand der Entwicklung & Was noch zu tun ist

Der Stand in ist in aller Kürze: Das Schloss ist als Prototyp vorgestellt worden – der Schließmechanismus funktioniert, das Gehäuse ist für den Prototyp ist mit einem 3D-Drucker hergestellt worden. Die App wird noch verfeinert. Damit ist schon eine ganze Menge geschafft. Für die nächsten Monate stehen nach meiner Einschätzung aber noch wichtige Schritte bzgl. Hardware und Testen aus, damit das Konzept marktreif wird. Diese Schritte können sowohl teuer als auch zeitraubend sein:

  • Es muss ein Gehäuse entwickelt werden, das im Spritzgussgverfahren gefertigt werden kann und das gegen verschiedene Arten von Attacken sicher ist; z.B. Bolzen-Durchschuss, starke Magnetfelder, Hitze oder Kälte
  • Das Schloss muss danach ausgiebig getestet werden: Was passiert bei extremen Witterungen (starker Frost oder Hitze und Sonneneinstrahlung)? Sind alle elektrischen Bauteile (Kondensatoren etc.) auch bei starken Erschütterungen sicher befestigt – Kopfsteinpflaster oder Geländefahrten können eine echte Herausforderung sein

Eine Crowdunding Kampagne ist für Mitte September geplant, wer sich beteiligt bekommt das Schloss zum Vorzugspreist von 100€. Das Schloss soll dann im April oder Mai 2016 für rund 150€ auf den Markt kommen. Es wäre toll, wenn das schöne Konzept dann genau wie geplant aufgeht und die fehlenden Schritte gemacht sind – ganz ohne unerwartete Herausforderungen wird es allerdings erfahrungsgemäß nicht laufen.

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VELOBerlin 2014 – Bilder und eine multimodale Perspektive

Die VELOBerlin 2014 ist die dritte und größte 2014er Publikumsmesse von der hier berichtet wird (nach Rad + Outdoor in Bremen und Berliner Fahrradschau vor einer Woche). Wieder gab es schönes zu sehen (die Fotos hat eine Bekannte von mit gemacht): zunächst von der Presseführung mit Christian Gaebler, Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Ulrike Saade Geschäftsführerin von Velokonzept , Stefan Reisinger dem Projektleiter der Eurobike und dem Botschafter des VELOBerlin Partnerlands Dänemark – Per Poulsen-Hansen. Dessen Besuch mal wieder deutlich machte was in Deutschland mit dem Thema Fahrrad nicht richtig klappen will: Leading by example. Oder: Wer will, dass die Regierten Rad fahren, der mache zunächst mal deutlich, dass er/sie selbst das auch tut und das Thema ernst nimmt. Aber immerhin hat Herr Wowereit ja Herrn Gaebler auf die Messe geschickt. Ein Anfang. Weitere Bilder auch von einer Podiumsdiskussion über Multimodalität, an der ich teilnehmen konnte.

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Teilen statt besitzen + Metromobile

Seit drei Jahren ist nun auch die Sonderschau Metromobile fester Bestandteil der VELOBerlin und auch wenn die vielen ElektroAUTOS gleich am Anfang der Messe manch einen befremdeten, ich finde diesen Teil der Messe, der auf Intermodalität fokussiert, sehr sinnvoll. Auch wenn ich sicher kein Fan von e-Autos bin, denke ich doch, dass Mobilität in Zukunft vielfältig sein wird und sein muss. Daher will ich hier auch nur kurz zwei „Start-up“- Projekte nennen, die mir besonders gut gefallen – Carzapp und Lock8. Beide haben ein System entwickelt mit dem private oder gewerblich genutzte Fahrräder (Lock8) oder Autos (Carzapp) ohne persönliche Schlüsselübergabe von verschiedenen Personen genutzt werden können. Abrechnung und Versicherung (nur beim Auto) werden über den Anbieter abgewickelt. Beide Konzepte lassen es zu, unterschiedliche „Frontends“ auf das „Backend“ aufzusetzen, man kann also bspw. als Unternehmen ein eigenes Frontend programmieren und über Carzapp und Lock8 dem eigenen Personal alle Firmenfahrzeuge zugänglich machen, oder, etwa am Wochenende, einem erweiterten Personenkreis.

Lock8 bietet dazu noch den Mehrwert, dass es als Fahrradschloss per GPS die eigene Position übermittelt und damit einen zusätzlichen Diebstahlschutz bedeutet. Hier ein kurzes Video zur Funktion des Schlosses:

 

Ich denke, dass diese zwei Entwicklungen für Konzepte, die auf Teilen statt besitzen fokussieren sehr bedeutsam sind. Lock8 bekommt die erste Serie Schlösser diesen Sommer, Carzapp läuft in einem beschränkten Nutzer*innenkreis bereits heute. Die nahe Zukunft wird zeigen, ob die Konzepte gut funktionieren….

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