E-Räder werden derzeit auch deshalb gerne gesehen und gelobt, weil Elektromobilität generell als DIE Lösung aller Probleme gesehen wird. Es mag positiv stimmen, dass E-Räder derzeit auf dieser Welle mit schwimmen und davon auch in gewissem Maße profitieren. Allerdings ist es Quatsch, E-Mobilität per se als gut zu bezeichnen. Nicht alles was elektrisch fährt, ist eine gute Entwicklung. Im Gegenteil!
Die Debatte um E-Mobiliät
E-Mobilität ist nicht neu, besonders der Schienenverkehr aber auch Hochleitungsbusse und Elektrofahrräder sind tagtäglicher Beweis. ABER: E-Mobilität wird derzeit fast ausschließlich als Automobilität gedacht. Statt Verbrennungsmotoren kriegen Autos eine Batterie und der Rest bleibt grob das Gleiche. Puh, da freut sich die Autoindustrie, Pkw können weiter als Symbol für Aufschwung, Wirtschaftswunder, Freiheit, Status etc. herhalten.
Eine Millionen Elektroautos bis 2020?
Das ist in Deutschland zum einen nicht viel (etwa 2% des Pkw Bestands von derzeit 50 Mio.), zum anderen ausgesprochen optimistisch (Es werden allerdings auch Plug-In-Hybride mit eingerechnet. Das steht aber nur in den Fußnoten). Elektroautos haben zahlreiche Probleme, allen voran die hohen Akkukosten. Ein E-Auto kostet wegen der Akkus einen satten 5-stelligen Eurobetrag mehr als ein vergleichbares mit Verbrennungsmotor. Es fährt trotzdem kaum mehr als 100km mit einer Akku-Ladung. An den Kosten wird sich nichts Grundlegendes ändern und die knappen Rohstoffe der Akkus werden zudem mittelfristig ein weiteres Problem (dazu hier mehr). Für die meisten Menschen ist ein Elektroauto damit schon ökonomisch keine Alternative.
Strahlt das Konzept nicht hell, braucht man ein Geschäftsmodell
Das sagte sinngemäß Wolfgang Lohbeck von Greenpeace auf der Konferenz Auto.Mobil.Krise vor einigen Monaten in Stuttgart dazu und führte aus: E-Autos könnten mit ihrer Reichweite insbesondere in Städten ihre Stärken ausspielen. Um die hohen Kosten der Akkus abzumildern könne man das Auto ja kaufen aber den Akku nur leasen oder gleich ein urbanes Leihsystem wählen. Die Pilotprojekte mit E-Smarts oder Minis in Berlin oder anderswo sind genau das. Doch wenn man es weiter denkt, sei nicht klar, warum das so viel billiger ist und auch andere Punkte bleiben laut Lohbeck offen: Wer bezahlt die Ladestationen und woher kommt der öffentliche (Park-)Raum für Elektroautos?
Einen Schritt zurück bitte!
Wegen der genannten zahlreichen Fragen und Probleme, lohnt an dieser Stelle ein Schritt zurück- zurück zu einer Grundfrage, die in weiten Kreisen von Planung, Politik und Bevölkerung schon eine ganze Weile beantwortet schien: Sind private Pkw das geeignete Fortbewegungsmittel in Städten? Seit Jahren schien die Antwort auf die Frage ein ziemlich klares „nein“ zu sein! Zu Fuß gehen, Fahrrad, ÖPNV und, wenn es sein muss, Car Sharing, Taxi oder Mietauto; sollten die Verkehrsmitte der Wahl sein. Warum soll ein E-Auto nun auf einmal die ganze Erkenntnis auf den Kopf stellen? Ist es nicht eher so, dass Elektroautos außer in der Stadt für gar nichts so recht zu gebrauchen sind? Sie haben also keine Stärke in der Stadt, sondern ihre Schwächen kommen hier nicht so zum tragen.
Kein „weiter wie bisher“!
Es ist doch völlig klar, aber offenbar notwendig es immer mal wieder zu sagen: Das zentrale Problem am Auto ist das Auto, nicht der Antrieb. Es ist der Primärenergiebedarf der bei einer Tonne Leergewicht für den Transport von etwa 60-200kg Nutzgewicht entsteht und das relativ unabhängig vom Antrieb. Jeder Liter Benzin enthält knapp 9 Kilowatt-Stunden (kWh) Energie, ein durchschnittlicher Benziner verbrennt demnach um die 60kWh Energie auf 100km. Daneben der Flächenverbrauch von Pkw, die Unfallproblematik in Wohngebieten (aber nicht nur dort, siehe auch die unglaubliche Anzahl von Toten und Verletzten im Verkehr in Schwellen- und Entwicklungsländern), der Lärm der Reifen bei hohen Geschwindigkeiten und so weiter und so fort.
Es kann nicht angehen, dass die Autoindustrie ihre, in Zeiten von Klimawandel und Peak Oil, aber eben auch in Zeiten von mit Autos voll gestopften Großstädten, vollends anachronistische Gigantomanie weiter betreibt und dafür von allen Seiten mit Lob und Geld zugeschüttet wird! Wem zu E-Mobilität nur Smarts und Minis einfallen, der hat etwas Grundsätzliches nicht kapiert.
(E-)Mobilität muss prinzipiell mit anderen Fahrzeugen gedacht werden.
Kleiner. Leichter. Geringere Spitzengeschwindigkeiten. Das sind die entscheidenden Punkte. Das heißt, dass E-Mobilität vor allem beim Elektrofahrrad, bei elektrischen Kabinenrollern wie dem Twike, dem Cityel oder Ähnlichem ansetzen muss.
Leider sitzt in diesem Bereich der Euro bei Regierung und Ministerien meist nicht so locker wie wenn es darum geht, den deutschen Auto- und Energiekonzernen unter die Arme zu greifen. Dazu seien hier nur die ursprüngliche Laufzeitverlängerung für AKW, Finanzierung von Kurzarbeit bei Autoherstellern, Abwrackprämie oder der halsstarre Kampf gegen Tempolimit oder gegen wirkungsvolle EU CO2 Grenzwerte für Pkw, die diesen Namen auch verdienen, genannt.
Der e-Rad Hafen in der Debatte um E-Mobiliät
Gerade weil die Debatte um E-Mobilität derzeit solche Wellen schlägt und dabei viel alter Wein in neuen Schläuchen angeboten wird, ist es wichtig vernünftige Alternativen bekannter zu machen! Elektrofahrräder sind im Gegensatz zu E-Autos technisch ausgereift, sie sind bezahlbar und bieten viele weitere Vorteile (wenig Flächenverbrauch, geringes Gefährdungspotential gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern, leise, klimagerecht…). Statt also nur gegen E-Autos zu wettern, heißt es hier im e-Rad Hafen:
E-Mobility gerne, aber bitte leicht, leise, ḱleiner und beim Fahren mit einer ordentlichen Portion Endorphine statt Testosteron 😉
Schönen 1. Mai Euch allen!