E-Räder bis 1000€ – Schnäppchen von Fehlkauf unterscheiden!

Aktuell: e-Rad Hafen Langzeittest mit dem Fischer eMTB EM 1614 

Ob im Baumarkt oder beim Discounter, in regelmäßigen Abständen gibt es E-Räder zu Preisen, die teilweise deutlich unter 1000 Euro liegen. Hersteller wie Prophete, Fischer oder auch die MIFA haben sich auf dieses Segement spezialisiert. Teilweise liegen die Preise dieser Hersteller aber inzwischen auch über 1000 Euro (hier mein Bericht zum Fischer Proline Trekking ETD 1606 beim ExtraEnergy Test 2015/16). Bei diesen günstigen E-Bikes gilt es, genau hin zu schauen – teils werden Kunden regelrecht geblendet, etwa wenn beim Fischer Volks E-Bike mit Stiftung Warentest „gut“ geworben wird und dieses gut sich auf die Rückleuchte bezieht – nicht auf das ganze Rad (mehr Hinweise zum Volksrad unten in den Kommentaren!). Oftmals haben die Räder auch einige Komponenten, die für die Preisklasse ungewöhnlich gut sind. Zum Beipspiel einen Nabendynamo oder hydraulische Bremsen. Entgegen stehen aber fast immer auch Nachteile, manchmal sind die Bremsen sehr schlecht oder Ständer und Bereifung minderwertig. Der e-Rad Hafen hat ein hier ein paar Infos zu Garantie, Technik, Gewicht und Rückgaberecht zusammengetragen, damit sich jede*r besser im Schnäppchen-Dschungel zurecht findet… und vielleicht für einen guten Preis ein vernünftiges Rad bekommt.

Sind Billig-E-Räder schlecht?

Das ist die Frage, die häufig gestellt wird. Und sie lässt sich ganz einfach beantworten: Nein, diese Art von Räder ist nicht generell schlecht. Im Gegenteil: für den Preis sind sie oft gut. (nebenbei – auch bei Pedelecs aus dem Fachhandel kommen Pannen vor). Aber man muss ein paar Dinge beachten und einige Abstriche akzeptieren. Einen Hightech Flitzer darf man nicht erwarten…eher ein E-Rad dass für weniger intensive Nutzung in Ordnung ist.

—- 2016/6 Upadte zum Test der Stiftung Warentest —-

Im aktuellen Tiefeinsteiger-Test der Stiftung Warentest wurde unter anderem auch das Fischer E-Bike ECU 1603 getestet – die Sattelstütze brach und das führte zur Abwertung auf „mangelhaft“. Der Test wurde erneut in Kooperation mit dem ADAC durchgeführt. Mittlerweile hat Fischer reagiert und einen Gegentest beim Prüflabor Velotech in Auftrag gegeben. Bei allen Tests hielt die Sattelstütze und der Mangel konnte nicht reproduziert werden – mehr Details in dieser Stellgunnahme. Andere Hersteller, deren Produkte mit „mangelhaft“ bewertet wurden, kommen zu ähnlichen Ergebnissen, etwa Kreidler. Damit kommen erneut Zweifel an den Testmethoden der Stiftung Warentest auf – 2013 habe ich dazu bereits mehrfach berichtet – zum damaligen Ergebniss und Stellungnahmen und zur Glaubwürdigkeit des Test.

Einschränkungen bei Service und Individualität

  1. Discount-Räder gibt es in aller Regel mit einer festen Ausstattung und meist auch nur in einer Rahmenhöhe. Das heißt, man muss das Glück haben, dass man genau auf diese Rahmengröße passt und bequem fahren kann. Außerdem können individuelle Vorlieben bezüglich Sattel, Schaltung, Bremsen usw. nicht berücksichtigt werden. Besonders die verbauten Bremsen und Federungen sind zudem oft sehr billige Exemplare
  2. Man kauft ein „vormontiertes“ und kein fahrbereites Rad. Das bedeutet, man muss das Rad zu Hause „endmontieren“, den Lenker also bspw. gerade stellen und befestigen. Damit ist der Verkäufer bezüglich Fehlern bei der Montage aus der Haftung
  3. Hat man ein Problem mit dem Rad, kann man nicht zu seinem Händler gehen, sondern muss sich mit dem Service-Angebot des Discounters arrangieren. Einige Discounter bieten einen Vor-Ort Service an

Schlichte Technik, schweres Rad

Motor

Die meisten E-Räder unter 1000€ sind mit einem Vorderrad-Motor ausgestattet, manche auch mit Hinterradmotoren. Mittelmotoren sind selten, mit dem e-novation Antrieb, der an Prophete Rädern und einem Aktionsrad bei Aldi Nord verbaut wurde ist allerdings seit 2015 auch diese Antriebsart für weniger als 1000€ zu finden  (mehr zu Vor- und Nachteilen von unterschiedlichen Motorenpostionen, hier). Normalerweise handelt es sich um Getriebemotoren. Sie sind relativ klein und unscheinbar in der Radnabe eingebaut. Manche machen viel Lärm. Von der Durchzugskraft sind sie unterschiedlich, aber sicherlich immer schwächer als ein Direktläufer (Motor ohne Getriebe, bspw. BionX) oder ein gängiger Mittelmotor.

Die Motorsteuerung wird über einen Bewegungssensor geregelt, dieser erkennt, dass die Pedale bewegt werden und unterstützt dann entsprechend der eingestellten Stufe (in der Regel gibt es drei Stufen). Diese technische Lösung ist recht preisgünstig. Der Antrieb kann allerdings nicht messen, wie fest in die Pedale getreten wird, daher ist die Unterstützung unabhängig davon, wie fest oder schnell man tritt immer gleich (teurere Antriebe mit Kraftsensor passen die Unterstützung an die Leistung des Fahrenden an). Es gibt durchaus Menschen, denen Bewegungssensoren lieber sind, man kann auch mit sehr leichtem Treten die volle Unterstützung erhalten.

Ein Nachteil ist allerdings, das fast alle Systeme mit Bewegungssensor verzögert reagieren, sie fangen also erst nach einem kurzen Moment an und laufen nach, wenn nicht mehr getreten wird.

Was das Gewicht betrifft, wird man nichts außergewöhnliches bekommen, das heißt unter 25 Kilogramm wird es nicht sein, meist sind es 28 Kilogramm und mehr. Man sollte das Tragen also am Ausstellungsstück testen (mehr zum Gewicht von e-Bikes hier)!

Schaltung es werden meist einfache Naben- oder Kettenschaltungen eingebaut, diese reichen für normale Anforderungen vollkommen aus. In Ausnahmen finden sich aber auch solide Nexus-Nabenschaltungen oder eine Deore Kettenschaltung.

Akku

Auch bei billig E-Rädern ist ein Lithium-Ionen Akku mittlerweile Standard, auf etwas anderes sollte man sich nicht einlassen. Bei den Reichweiten gehen die Angaben oft sehr in die Höhe – davon sollte man sich nicht blenden lassen! Meist bekommt man Akkua mit rund 10 Ampere Stunden (Ah) bei 36 Volt Systemspannung. Das sind 360 Wattstunden (Wh). Wattstunden sind der einzig relevante Wert für die Kapazität eines Akkus (mehr dazu hier). 360Wh sind ein durchschnittlicher Wert – 20 Kilometer sollten damit auch bei großer Unterstützung und einigem Gewicht zu machen sein, ansonsten auch ist auch deutlich mehr möglich. Häufig sind die Akkus allerdings kleiner, bspw. 10Ah bei 24 Volt – das sind dann nur 240Wh. Man sollte auf eine Größe von nicht unter 360 Wh achten.

Garantie

Bei der Garantie klingen die Angebote oft hervorragend sind dann aber am Ende doch nur durchschnittlich. Oft heißt es 3 Jahre Garantie*! Das Sternchen heißt dann „gilt nicht auf Akku und Verschleißteile“. Erwarten kann man in etwa folgendes:

  • 12 Monate Garantie auf den Akku
  • 3 Jahre auf Teile, die keine Verschleißteile sind (bspw. Gepäckträger oder Beleuchtung)
  • 10 Jahre auf den Rahmen

Probefahren

Vor jedem Kauf sollte an sich eine Probefahrt stehen, eine ausgiebige am besten. Nur so kann man Bequemlichkeit, Akku-Reichweite und Fahreingenschaften wirklich testen. Bei Discounter-Pedelecs ist eine Probefahrt nur im Rahmen von Aktionen möglich. In der Regel kauft man die „Katze im Sack“ oder besser das E-Rad im Pappkarton. Daher ein kleiner Tipp: Meist werden Räder im Handel auf Kulanz bis 14 Tage nach Kauf zurück genommen. Wer also feststellt, er oder sie hat daneben gegriffen, nutze diese Möglichkeit. Allerdings besteht auf Rücknahme im Einzelhandel anders als im Online-Handel kein Rechtsanspruch, Details in dieser Gegenünberstellung der Stifung Warentest.

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