Der Hype um E-Räder ist wohl niemandem mehr verborgen geblieben. Die letzen Jahre (2012-2015) sind die Zahlen noch einmal deutlich gestiegen und lagen laut ZIV 2015 bei 520.000 Stück Keine Radmesse und nicht mal die IAA lässt Pedelecs aus.
An vielen Stellen stimmt auch die Qualität. So haben die im Verein Feine Räder e.V. organisierten Radläden nach Aussage ihres Vorstands in den letzten acht Jahren ca. 4000 Räder mit Panasonic Antrieb verkauft und dabei nur etwa 5% Reklamationen gehabt. Auch Konzepte wie movelo, das Deutschland weite Leih-e-Radsystem im Tourismus würden nicht funktionieren, gäbe es große Probleme mit den elektrischen Komponenten der Räder.
Die Kehrseite der Medaille?
Aber es gibt offenbar auch ganz andere Beispiele, wie eine Diskussion in einem Händlerforum (bike2bike. Link funktioniert derzeit nicht, 18.4.2015) nahe legt, die dem e-Rad Hafen vorliegt. Darin kommentieren verschiedene Händler ihre Schwierigkeiten mit E-Rädern. Kurz gesagt gibt es aus deren Sicht vier zusammenhängende Konflikte:
1. Ausgangs(zwangs)lage „Friss Vogel, oder stirb“
Wer derzeit Geld im Fahrradbereich verdienen will und keine ganz feste Kundschaft oder ein sehr spezielles Segment an Rädern verkauft, der ist beinahe gezwungen E-Räder anzubieten. Ein Beitrag im Forum sagt dazu:
Wenn man Ebikes nicht führt, laufen einem die Kunden weg, schon richtig, führen wir aber Ebikes und haben massive Probleme, dann laufen einem die Kunden weg und wir bekommen einen schlechten Ruf. Im Moment können wir es nur falsch machen…
2. Probleme mit der Technik
Bei bestimmten Hersteller von E-Rad Motoren und Elektrokomponenten scheinen Ausfälle eher die Norm als die Ausnahme zu sein scheinen. Motoren und Akkus haben nach Aussagen vieler Händler in über 50% der Fälle Ausfälle, bei denen das Rad eingeschickt werden muss. Was natürlich jede Menge Aufwand für die Händler bedeutet.
3. Schlechter Support
Schickt ein Händler die Räder mit Reklamationen an den Hersteller zurück Räder, kommen diese „regelmäßig erst nach 2 bis 3 Monaten Bearbeitungsdauer zurück“, beschwert sich einer der Händler. Andere sind mit den Diagnosen der Hersteller nicht zufrieden:
Und vom jeweiligen Service hört man dann immer so schöne Sachen wie: Falsch gefahren, falsch geladen, falsch behandelt usw., oder, die Nummer eins unter den meist gehörten Aussagen: Das Problem haben wir noch nie gehabt.
4. Unzufriedenheit der Kunden
Die häufigen, sehr früh auftretenden Reklamationen und die teils langen Bearbeitungszeiten führen dann dazu, dass viele Kunden ihre Räder zurück geben und ihr Geld wieder haben wollen.
Sehr interessant sind auch die vielen Kommentare zu Qualitätsunterschieden bei günstigen Pedelecs von MIFA, Fischer, Prophete oder auch Zündapp. Zu lesen unten in meinem Post zu e-Rädern unter 1000 Euro.
Was sagt man dazu?
Es ist offenbar nicht alles rosig auf dem e-Rad Markt, bei manch einem Händler hat sich eine Menge Frust angesammelt. Es wird sich zeigen wie die Branche mit solchen Problemen umgeht, sollten sie einmal breiter in die Öffentlichkeit kommen…
Mein Eindruck ist: e-Räder werden den Herstellern derzeit abgenommen wie warme Semmeln. Dieser Hype bringt viele dazu keine Rabatte zu geben, die Lieferzeiten sind lang und manch einer kümmert sich vielleicht nicht so viel um den Support von Kunden und Händlern. Man könnte das einen „Verkäufermarkt“ nennen. Einige bringt diese Marktlage sogar dazu, unter Zeitdruck schlechte Produkte auf den Markt zu bringen. Nach dem Motto:
Schnell raus damit und Geld verdienen, statt noch weiter entwickeln bis das Produkt gut ist.
Für kleine/unbekannte Hersteller kann das durchaus die einzige Möglichkeit sein, am Markt zu bleiben nach der Devise: „Jetzt Geld verdienen, Version 2.0 wird dann besser“. Das ist Marktwirtschaft bei mangelnder Transparenz.
Schlechte Produkte schaden den Händlern, den Nutzern und dem Produkt E-Rad als solches.
Was tun?
Man kann sich über manche Hersteller ärgern, sie öffentlich nennen und anprangern (das würde ich hier auch tun, wenn die Daten aus dem Forum präziser wären oder ich mehr Zeit zum Recherchieren hätte). Also:
Wer Informationen und Erfahrungen zum Thema hat: Nutzt die Kommentar-Funktion oder schreibt eine Mail an den e-Rad Hafen.
Was langfristig wirklich hilft ist Transparenz, sind Händler, die genau wissen, was ein gutes e-Rad ausmacht und sich demnach auch keine Räder mit schlechter Sensorik, Verkabelung etc. in den Laden stellen. Nebenbei: Händler, die sich mit ihren Rädern gut auskennen würden sie auch seltener einschicken. Dazu sind Informationen für Endverbraucher enorm wichtig: Worauf es bei einem e-Rad ankommt, was man erwarten kann und was das kostet…
Wichtig sind auch Standards und unabhängige Tests wie der bei Extra Energy (bei dem der e-Rad Hafenmeister ab nächster Woche wieder als Testfahrer dabei ist! Berichte werden folgen.)
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