Veni, Vidi, NuVinci.

An diesem Wochenende hat die zweite Herbst-Testrunde in Tanna statt gefunden, noch einmal 15 spannende neue Räder. Dabei war der Clean Mobile Antrieb (Clean Mobile ist nach Insolvenz mittlerweile von der TQ Gruppe gekauft worden – Anm. admin, 5/2013) , ein schneller Green Mover und der MPF Mittelmotor.  Zwei Cargo Räder waren ebenso am Start, wie ein Panasonic-Antrieb mit Rücktrittbremse und ein Bike mit Antrieb von Ultramotor. Im Vergleich zu Anfang Oktober war die Qualität erneut deutlich besser, nur wenige Räder waren schlecht. Viele haben allerdings noch etwas Feinabstimmung bei der Motorsteuerung nötig. Darüber vielleicht später mehr, ebenso zu den Cargo-Rädern die ich als Fahrzeugklasse besonders schätze!

Wir sind Herbst… Foto: e-Rad Hafen

Zahnloses Glück ohne Stufen

Richtig auffallend war, dass eine ganze Reihe Räder mit der stufenlosen NuVinci 360 ausgestattet waren – kein Wunder: In Kombination mit einem Mittelmotor wie dem Bosch macht diese Schaltung einen absolut bemerkenswerten Unterschied. Schalten unter Belastung ist kein Problem mehr, die Kombination von Nabenschaltung und Tretlagermotor ist damit deutlich besser zu fahren (allerdings haben viele Mittelmotoren inzwischen eine Schubabschaltung, der Motor drosselt wenn geschaltet wird, das hilft enorm, mehr dazu hier). Die Nu Vinci kommt ohne Zahnräder aus, stattdessen rotieren Kugeln in einem in der Achsausrichtung verstellbaren Käfig. Je nach Neigung der Kugelachse wird die Über- oder Untersetzung variiert. Keine Zahnräder zu verwenden heißt, besonders geschmeidiges Schalten. Und damit das Ganze nicht binnen kurzer Zeit kaputt ist, hat der Hersteller 2007 den eigentlichen Cluou gefunden: Ein Schmiermittel, dass unter Druck fest wird. So laufen die Kugeln in einem Ölbad, dennoch kann die Antriebskraft ohne „Rutschgefahr“ übertragen werden: an der Kontaktfläche wird das Schmiermittel fest und verhält sich dann etwa wie eine Kupplungsscheibe (dieser FAZ Artikel von H. Pardey erklärt die Nu Vinci auch sehr gut)

Hier ein Video:

Richtig begeisternd war das Ganze an einem Grace Prototyp (in etwa das MX), Riemenantrieb, Boschvergnügen und Schalten wie im Gleitflug. Ziemlich abgefahren! Doch die Kombination Bosch-NuVinci fand sich auch einigen anderen Rädern die eher in die Standard bis Komfort Klasse gehören. Gerade in dieser Klasse wird sich das Konzept durchsetzen. Zumal der Bosch Antrieb sowohl Ketten- als auch Nabenschaltungen gerne die Zähne ausreißt wie Hannes Neupert mir gegenüber andeutete…

 

Nu Vinci, Nu Vinci, Foto: e-Rad Hafen

Alles in Harmony!?

Der nächste logische Schritt, da waren sich Testleiter Andreas Törpsch und mein Kumpel Steini einig, muss es sein, die Nu Vinci mit Trittfrequenzautomatik (Nu Vinci Harmony) direkt mit der Motorsteuerung zu koppeln – so kann der Fahrende die Trittfrequenz einstellen, los fahren und den Rest macht das Rad mit dem Moor aus. Das im Test befindliche Harmony-Rad konnte damit leider nicht aufwarten. Zwar blieb die Trittfrequenz recht konstant, an der Unterstützungsgrenze schwankte aber der Pedal-Widerstand enorm, weil der Motor zu schnell an und aus ging – sozusagen ein Problem fehlender Kommunikation. Das geht noch besser. Vielleicht schon im nächsten Test?!?

Mehr e-Rad Hafen zu Pedelecs

e-Rad Hafen zum Thema Radpolitik

 

Helmpflicht – eine faule Investition!

In zahlreichen Medien wird dieser Tage (wieder) heftig über eine Helmpflicht für Radfahrende diskutiert, z.B. im Stern oder im Spiegel . Ein Helm kann schützen, darüber sind sich alle einig, die meisten haben aber auch begriffen, dass eine Pflicht nicht das richtige Mittel ist.

Auto-Normativität

Grund eins: Auto normative „Inkonsequenz“: Ein Helm kann genauso Autofahrer_innen schützen, die ein höheres Risiko schwerer Kopfverletzungen eingehen (das habe ich hier schon einmal dargelegt). Wer käme auf die Idee, eine Helm-Pflicht für Autoinsassen zu fordern? Tja. Das würde das Auto gefährlich wirken lassen und das findet die Autolobby überhaupt nicht gut. Auch wenn es noch so wahr ist.  In ein ein Auto zu steigen soll das normalste der Welt sein und keiner darf da einen Grund zur Panik haben.

Aber damit nicht genug: Pkw und Lkw sind auch das Hauptrisiko für Radler, schwere Kopfverletzungen zu erleiden. Statt aber am Auto an zu setzen bspw. generelles Tempo 30, Außenairbags, autofreie Innenstädte… fordert und rät bspw. der ADAC: Radler sollen sich schützen.

So gilt Fahrrad fahren als gefährlich, Auto fahren dagegen steht für Komfort, Erfolg und Sicherheit. Das meine ich mit „Autonormativität“, so wird und bleibt der Pkw Verkehrsmittel Nummer eins!

Fakten?

Ungeachtet dessen scheitern die meisten Studien daran, den anzunehmenden positiven Helm-Effekt auf die Sicherheit von Radfahrenden unter Beweis zu stellen, wie bspw. der Greifswalder Unfallforscher Dr. Uli Schmucker in einem Vortrag bei der DVWG erläuterte.  Sei es weil Helme bei den meisten Unfällen (bspw. mit einem abbiegenden Lkw) nicht helfen, oder weil ein Helm dazu führt, dass alle Verkehrsteilnehmenden wegen des scheinbaren Schutzes mehr Risiko eingehen (so genannte Risiko-Homöostase wurde bspw. nach Einführung von ABS nachgewiesen). Es ist durchaus rätselhaft. Fakt ist dagegen: Länder mit Helmpflicht sind meistens Fahrrad-Entwicklungsländer, die damit den Radverkehr vollends abwürgen. Länder, in denen der Radverkehr relativ sicher ist, wie bspw. Holland haben dagegen keine Helmpflicht.

Nun mal zum Titel: Kosten einer Helmpflicht!

Die meisten sind sich einig, bessere Radanlagen machen den Radverkehr sicherer. Aber die Anlagen kosten Geld und das ist knapp. Auch die Helmpflicht soll ja den Radverkehr sicherer machen. Was also kostet die Helmpflicht? Sagen wir für Deutschland (und in der Klammer: für Berlin).

Annahme: Ein Helm kostet 25€, und hält vier Jahre, kostete jeden Radfahrenden also im Schnitt 6,25€ pro Jahr. 60 Millionen Menschen in Deutschland müssen einen Helm kaufen (Berlin 3 Millionen), 20 Millionen fahren kein Fahrrad (ca. 0,5 Millionen in Berlin). In vier Jahren würden volkswirtschaftliche Kosten von 1,5 Milliarden € anfallen (Berlin: 75 Millionen).  Pro Jahr 375 Millionen Euro (Berlin: 18,75 Millionen)

Im Vergleich:

Fazit: Radverkehrsabgabe statt Helmpflicht!

Die volkswirtschaftlichen Kosten einer Helmpflicht sind (für Berlin) gut doppelt so hoch, wie die gesamten Ausgaben von Bund und Land für den Radverkehr. Das ist volkswirtschaftlicher Irrsinn (genauso wie 3€ im Jahr irrsinnig wenig Geld für den Radverkehr ist)! Würde man statt Helmpflicht eine pro-Kopf Abgabe für die Förderung des Radverkehrs einführen und sie auf die 6,25€ pro Jahr ansetzen, hätte man also gut doppelt so viel Geld für den Ausbau und Aufbau sicherer Radverkehrsanlagen. Mehr Leute würden statt Auto Rad fahren, was gut für Umwelt und die Sicherheit des Verkehrssystems insgesamt ist. Und nun frage man mal eine Verkehrsfachfrau oder einen Unfallspezialisten wie viele Leben man damit retten kann?

Des e-Rad Hafens steile These: Mehr als mit der Helmpflicht!

Mehr zu Thema Helmpflicht

e-Rad Hafen zum Thema Radpolitik

 

 

Bremsen, Impulse und was sonst so anliegt…

Die Oktober Festivitäten in Tanna sind durch und auch die Welt abseits der Räder mit Elektromotoren hat sich weiter gedreht. Tanker gehen kaputt, Bahnelektrik brennt und im Schatten der Flammen versucht die Regierung, sich aus der Trojaner-Affäre zu ziehen. Aber es gelingt nicht so recht: 180.000 Google-Hits zum Thema an den ersten zwei Tagen sprechen eine klare Sprache. Grüne und SPD in Berlin sind derweil die Sieger_innen im nicht existenten e-Rad Hafen Wettbewerb „Lieblinge des Monats“. Denn, egal wer nun zuerst gesagt hat „ich will nicht“, es erleichtert doch, wenn selbst in der Politik ab und an gilt: Zwischen „definitiv ja zur A100“ (SPD) und „definitiv keine A100“ kann es kaum einen Mittelweg geben. Nun wünsche ich der SPD viel Spaß mit der CDU und den Grünen, tja: viel Spass vielleicht beim Resozialisieren der Piraten, wie Renate Künast es formuliert hat?

Zum Thema: e-Räder

In Tanna ist der Test durch, bei bestem Regenwetter mit viel Wind und deutlich gefallenen Temperaturen. Was gab es noch zu berichten? Zwei Drittel der Test-Räder haben einen Mittelmotor, neben Panasonic 36V (in unterschiedlichen Konfigurationen) und Bosch war auch noch der für Derby von der Fa. Daum gebaute Impulse Motor am Start. Er war weiterhin der einzige Tretlagermotor mit Rücktritt (an der zweiten Testrunde in einigen Wochen soll ein allerdings auch ein Rad mit Panasonic und Rücktritt dabei sein). Mir hat der Impulse gut gefallen, er ballert vielleicht nicht so am Berg wie ein Bosch oder der 36V Panasonic in der kräftigen Ausführung, dafür setzt er extrem direkt ein und läuft nicht nach. Beim Anfahren in der Ebene perfekt. Der Motor ist außerdem der leiseste der drei Mittelmotoren. Dazu sind die Akkus trotz der stattlichen Kapazität von 540Wh (15Ah, 36V) deutlich kleiner und mit knapp 3kg auch ein Kilo leichter, als der vergleichbar große Panasonic-Akku. (hier mehr zum Vergleich der Mittelmotoren von Bosch, Impulse/Daum und Panasonic)

Impulse Akku aus dem Hause Derby Cycles
für die Größe relativ klein und leicht der Impulse Akku..., Foto: e-Rad Hafen

Bremsen

Neben der Dominanz der Mittelmotoren war an den Testrädern auffallend, dass nicht mal mehr eine Hand voll Räder mit V-Brakes gab: Das ist eine deutliche Veränderung zum Test im April, bei dem noch 12 von 26 Rädern mit solchen Bremsen ausgestattet waren (dazu 12 Scheiben, 2 hydraulische Felgenbremsen). Diesmal hatte die Mehrheit der Räder hydraulische Felgenbremsen. Offenbar gehen die Hersteller hier zunehmend auf Nummer sicher (und sie schicken sicher Räder mit überdurchschnittlicher Ausstattung zu ExtraEnergy).

 

Oktober-Fest der E-Räder: Der ExtraEnergy Test

Bei beinahe perfektem Wetter hat heute der Test angefangen – ein sehr sonniges Wiedersehen mit einigen der Testfahrer_innen vom April und dem Team von Extra Energy (EE).

Das Oktober-Fest

27 Räder werden diesmal im Test dabei sein. Die meisten werden von den Herstellern an EE geschickt, die Gebühren dafür decken in etwa die Kosten für den durchaus aufwendigen Test (mehr dazu im verlinkten Text aus dem Post von gestern). Dieses Jahr sieht es so aus, als würde es noch eine zweite Testrunde im November geben, dann werden wohl noch einmal mindestens 10 Räder getestet. Zusätzlich kauft EE noch eine Reihe billiger Räder im Internet z.B. von ebay oder aus Baumärkten und Discounter. Diese Räder werden also nicht auf Wunsch des Herstellers getestet , sondern um Verbrauchern einen Einblick in die „Welt der Schnäppchen“ zu ermöglichen. Im letzten Test war bspw. ein kleiner Roller dabei, der besser war als er aussah (forca), dazu aber auch zwei echte Reinfälle: ein Mountain-eBike mit Blei-Akku für 400€ und das Rudi Altig e-Rad (hier zum Download des Testhefts), beide hätte ich nicht mal geschenkt genommen.

Stand der Dinge

Wie beim Test im April sind noch lange nicht alle Räder da, aber den Anfang sollte ohnehin das Fahren auf dem motorlosen Referenzrad sein. Drei Runden, also insgesamt 45km müssen damit gefahren werden, einmal gemütlich, normal und einmal schnell. Die Fahrten auf dem Referenzrad dienen als Grundlage für die Berechnung des Unterstützungfaktors.

Panasonic 36 V

Da es aber nur ein Referenzrad und 4 Testfahrer_innen gibt, habe ich heute noch nicht das Vergnügen gehabt. Stattdessen bin ich zwei Räder mit dem neuen 36V Panasonic Motor gefahren, jeweils mit 12Ah, also 432Wh (so funktioniert die Berechnung). Der Motor hat eine verbesserte Sensorik, wie ich schon  nach der Eurobike geschrieben habe, dort hatte ich allerdings nur die schnelle Variante gefahren. Heute waren es beides eher die gemütlichen Varianten, tiefer Durchstieg und breiter Sattel. Beide Räder fuhren sich in der Ebene gut am Berg ist die Unterstützung nicht so stark, allerdings ist sie konstant und wirkt zuverlässig wie man es von Panasonic kennt. Der Hauptvorteil des neuen Systems ist, dass die Unterstützung nicht mehr nur von der Trittfrequenz abhängt, sondern mit der Geschwindigkeit gekoppelt ist, daher kann man auch in kleineren Gängen an die Unterstützungsgrenze heran fahren. Das ist ein großer Fortschritt, denn in der alten 26V Variante zwang einen die Steuerung fast dazu in sehr schweren Gängen zu fahren. Das System regt jetzt eher zum Schalten an.

Überrascht hat mich an den beiden Rädern, dass der Mittelmotor nachläuft, es ist zwar nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber da beide Räder eine Nabenschaltung haben, hat sich dadurch das Schalten noch einmal verkompliziert. Denn die Nabenschaltung schaltet am Berg erst wenn man nicht mehr tritt UND der Motor aus ist. Das dauert mir einen Tick zu lang. Ich bin gespannt, ob der Nachlauf eine Frage der individuellen Konfiguration jedes Rades ist, oder ob es an allen 36V Panasonic Motoren so ist. Die nächsten Tage werden es zeigen.

Nachtrag: Die Tage haben es in der Tat gezeigt, der Panasonic läuft auch in anderen Konfigurationen nach. Ich würde das schnellstmöglich ändern, aus den genannten Gründen am Berg. Abgesehen davon, dass mir nachlaufende Antriebe generell nicht gefallen. Was die weiteren 36V Panasonicantriebe auch noch gezeigt haben: Es gibt sie mit unterschiedlich viel Power! Die Stärkeren reichen beinahe an den Bosch heran.

36V Mittelmotor Panasonic, Foto: e-Rad Hafen

Mal was anderes…

Hier  noch ein Einblick in einen Bosch-Akku, man erkennt die Akkus bestehen aus vielen kleinen Akkus, die fast aussehen wie für handelsübliche Kleingeräte…

geöffneter Bosch Akku mit Messelektronik , Foto: e-Rad Hafen

 

 

 

 

 

Bosch Akku offen
Bosch Akku geöffnet, Foto: e-Rad Hafen

Extra Energy Test 10/2011

Es geht wieder los nach T…T…Tanna, dieser bescheidene Metropole im Bundesland über das David Bowie schon mal drüber geflogen ist und das Rainald Grebe hier so schön besingt (bis 1:20 vorspulen).

Ich freue mich darauf, den neuen Panasonic Antrieb, den schnellen Bosch und vieles andere ausgiebig zu testen. Hier im Blog werde ich die nächste Woche regelmäßig berichten. Wer Fragen zum Test hat, kann sie gerne hier stellen, ich werde selbst antworten oder das ExtraEnergy-Team zu Rate ziehen.

Was passiert beim Extra Energy Test?

Der Extra Energy Test ist ein Test unter Realbedingungen, bei dem diesmal wieder ca. 30 Räder am Start sind. Meine Eindrücke als Testfahrer im April habe ich als Artikel im aktuellen Testheft unter dem Titel: Tanna ist kein Ponnyhof aufgeschrieben, hier zu lesen.

Zur Einstimmung noch ein paar Bilder vom letzten Test. Zu sehen ist das Gelände, die Werkstatt, Testfahrer und Team und das Museum in dem mehrere hundert leichte E-Fahrzeuge stehen…

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Probleme mit E-Rädern – Pedelecs und Pannen?

Der Hype um E-Räder ist wohl niemandem mehr verborgen geblieben. Die letzen Jahre (2012-2015) sind die Zahlen noch einmal deutlich gestiegen und lagen laut ZIV 2015 bei 520.000 Stück  Keine Radmesse und nicht mal die IAA lässt Pedelecs aus.

An vielen Stellen stimmt auch die Qualität. So haben die im Verein Feine Räder e.V. organisierten Radläden nach Aussage ihres Vorstands in den letzten acht Jahren ca. 4000 Räder mit Panasonic Antrieb verkauft und dabei nur etwa 5% Reklamationen gehabt. Auch Konzepte wie movelo, das Deutschland weite Leih-e-Radsystem im Tourismus würden nicht funktionieren, gäbe es große Probleme mit den elektrischen Komponenten der Räder.

Die Kehrseite der Medaille?

Aber es gibt offenbar auch ganz andere Beispiele, wie eine Diskussion in einem Händlerforum (bike2bike. Link funktioniert derzeit nicht, 18.4.2015) nahe legt, die dem e-Rad Hafen vorliegt. Darin kommentieren verschiedene Händler ihre Schwierigkeiten mit E-Rädern. Kurz gesagt gibt es aus deren Sicht vier zusammenhängende Konflikte:

1. Ausgangs(zwangs)lage „Friss Vogel, oder stirb“

Wer derzeit Geld im Fahrradbereich verdienen will und keine ganz feste Kundschaft oder ein sehr spezielles Segment an Rädern verkauft, der ist beinahe gezwungen E-Räder anzubieten. Ein Beitrag im Forum sagt dazu:

Wenn man Ebikes nicht führt, laufen einem die Kunden weg, schon richtig, führen wir aber Ebikes und haben massive Probleme, dann laufen einem die Kunden weg und wir bekommen einen schlechten Ruf. Im Moment können wir es nur falsch machen…

2. Probleme mit der Technik

Bei bestimmten Hersteller von E-Rad Motoren und Elektrokomponenten scheinen Ausfälle eher die Norm als die Ausnahme zu sein scheinen. Motoren und Akkus haben nach Aussagen vieler Händler in über 50% der Fälle Ausfälle, bei denen das Rad eingeschickt werden muss. Was natürlich jede Menge Aufwand für die Händler bedeutet.

3. Schlechter Support

Schickt ein Händler die Räder mit Reklamationen an den Hersteller zurück Räder, kommen diese „regelmäßig erst nach 2 bis 3 Monaten Bearbeitungsdauer zurück“, beschwert sich einer der Händler. Andere sind mit den Diagnosen der Hersteller nicht zufrieden:

Und vom jeweiligen Service hört man dann immer so schöne Sachen wie: Falsch gefahren, falsch geladen, falsch behandelt usw., oder, die Nummer eins unter den meist gehörten Aussagen: Das Problem haben wir noch nie gehabt.

4. Unzufriedenheit der Kunden

Die häufigen, sehr früh auftretenden Reklamationen und die teils langen Bearbeitungszeiten führen dann dazu, dass viele Kunden ihre Räder zurück geben und ihr Geld wieder haben wollen.

Sehr interessant sind auch die vielen Kommentare zu Qualitätsunterschieden bei günstigen Pedelecs von MIFA, Fischer, Prophete oder auch Zündapp. Zu lesen unten in meinem Post zu e-Rädern unter 1000 Euro.

Was sagt man dazu?

Es ist offenbar nicht alles rosig auf dem e-Rad Markt, bei manch einem Händler hat sich eine Menge Frust angesammelt. Es wird sich zeigen wie die Branche mit solchen Problemen umgeht, sollten sie einmal breiter in die Öffentlichkeit kommen…

Mein Eindruck ist: e-Räder werden den Herstellern derzeit abgenommen wie warme Semmeln. Dieser Hype bringt viele dazu keine Rabatte zu geben, die Lieferzeiten sind lang und manch einer kümmert sich vielleicht nicht so viel um den Support von Kunden und Händlern. Man könnte das einen „Verkäufermarkt“ nennen. Einige bringt diese Marktlage sogar dazu, unter Zeitdruck schlechte Produkte auf den Markt zu bringen. Nach dem Motto:

Schnell raus damit und Geld verdienen, statt noch weiter entwickeln bis das Produkt gut ist.

Für kleine/unbekannte Hersteller kann das durchaus die einzige Möglichkeit sein, am Markt zu bleiben nach der Devise: „Jetzt Geld verdienen, Version 2.0 wird dann besser“. Das ist Marktwirtschaft bei mangelnder Transparenz.

Schlechte Produkte schaden den Händlern, den Nutzern und dem Produkt E-Rad als solches.

Was tun?

Man kann sich über manche Hersteller ärgern, sie öffentlich nennen und anprangern (das würde ich hier auch tun, wenn die Daten aus dem Forum präziser wären oder ich mehr Zeit zum Recherchieren hätte). Also:

Wer Informationen und Erfahrungen zum Thema hat: Nutzt die Kommentar-Funktion oder schreibt eine Mail an den e-Rad Hafen. 

Was langfristig wirklich hilft ist Transparenz, sind Händler, die genau wissen, was ein gutes e-Rad ausmacht und sich demnach auch keine Räder mit schlechter Sensorik, Verkabelung etc. in den Laden stellen. Nebenbei: Händler, die sich mit ihren Rädern gut auskennen würden sie auch seltener einschicken. Dazu sind Informationen für Endverbraucher enorm wichtig: Worauf es bei einem e-Rad ankommt, was man erwarten kann und was das kostet…

Wichtig sind auch Standards und unabhängige Tests wie der bei Extra Energy (bei dem der e-Rad Hafenmeister ab nächster Woche wieder als Testfahrer dabei ist! Berichte werden folgen.)

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e-Rad Hafen zum Thema Radpolitik

Berechnung der Reichweite eines E-Rads (Pedelec)

Wie weit kommt man denn nun mit einem Akku? Diese Frage ist vor dem Kauf eine der wichtigsten, auch wenn die Akkukapazitäten mittlerweile so groß sind, dass sich das Problem der Reichweite für viele von selbst erledigt, Preis, Gewicht und Lebensdauer werden in Zukunft noch wichtiger (mehr dazu im Bericht zur Bike Expo 2011).

Dennoch die Reichweite ist wichtig und schwer zu bestimmen: Faktoren Fahrstil (rechtzeitiges Schalten, vorausschauendes Fahren und Bremsen), Topographie der Strecke (wie viele Steigungen hat die Strecke), das Gewicht des Fahrers und des Rads sowie der gewählte Unterstützungsstufe können durchaus bedeuten, dass der selbe Akku mal 25km und mal 65km hält.

Feldversuch

Wolfram Hartmann, Vorstand von Feine Räder e.V. hat sich der Frage mal empirisch angenähert. Er hat für den, in seinen :akzent E-Rädern verwendeten, 26V Panasonic Mittelmotor mit großem Akku (18Ah, 468Wh – Erklärung von Wh und Ah hier) zahlreiche Testfahrten mit unterschiedlichem Gepäck, Topographie, Unterstützungsfaktor und Stopps gemacht. Dabei hat er am Ende recht präzise Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Reichweiten gefunden. Außerdem hat er einen Vergleich zwischen Bosch und Panasonic Antrieb angestellt. Dabei stellte sich heraus, dass der Bosch-Antrieb trotz geringerer Akku-Kapazitäten (288 Wh) ähnlich gut Reichweiten schafft, wie der Panasonic mit 468 Wh.

Feste Zusammenhänge unter den Reichweiten

In der Stadt (ebenes Gelände) kam er mit hoher Unterstützung bei einem Gesamtgewicht von 129kg und 3-4 Stopps pro Kilometer (Ampeln etc.) 50km weit, diesen Wert hat er dann als 100% festgelegt. Über Land schaffte er bei gleichmäßigem Fahrstil und bergigem Gelände 55km (10% mehr, also 110%). Mit niedriger Unterstützung waren es 90km, also 180%.  In flachem Gelände waren es mit hoher bzw. niedriger Unterstützung 75km (150%) und 125km (250%). Bei 20kg Zusatzgepäck (+15% des Gesamtgewichts), verringerte sich die Reichweite um ca. 15%.

Daraus ergibt sich die folgende Tabelle:

Reichweite mit Panasonic 26V Mittelmotor, Abb. Wolfram Hartmann/ Feine Räder e.V.

FAZIT

Wer also einen Panasonic Motor derselben Art fährt, kann sich an diesen Werten orientieren. Bei anderen Antrieben wäre es spannend zu wissen ob die Zusammenhänge genau so oder ähnlich sind.

Hier geht es zum Download des Dokuments….

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e-Rad Hafen zum Thema Radpolitik

Flyer auf der IAA

Heute am Auto freien Tag der europäischen Woche der Mobilität hat das Auftreten von e-Rädern auf der IAA eine besondere Bedeutung… neben riese und müller stellt auch der Hersteller flyer (Biketec AG) in der Halle der Elektromobilität aus. Horst Steiner gibt im e-Rad Hafen einen Überblick über die Motivation, zur IAA zu kommen und den Verlauf der Messe…

e-Rad Hafen: Von der Schweiz ist es ein Stück nach Frankfurt, wie kam überhaupt der erste Kontakt zur IAA zustande? Was sind Eure Ziele hier auf der Messe?
Steiner: Um mit unseren FLYER Velos potentielle Kunden zu erreichen, mussten wir schon immer neue Wege gehen. So liegt es auch nicht auf der Hand, dass ein Elektroradhersteller sich derart stark in touristischen Projekten engagiert, wie die Biketec AG es tut. Oft stehen unsere FLYER Kunden bis kurz vor dem Kauf eines FLYER dem Automobil näher als dem Fahrrad. Zum Velofahren kommen viele erst wieder durch den Spass und den Komfort, den der Elektroantrieb mit sich bringt.

Oft stehen unsere FLYER Kunden bis kurz vor dem Kauf eines FLYER dem Automobil näher als dem Fahrrad.

e-Rad Hafen: Gab es bisher und im Vorfeld Reaktionen der anderen Hersteller auf Euren Messe-Auftritt?
Steiner: Von anderen Herstellern wurden wir bisher nicht angesprochen. Allerdings halten viele unserer Fachhändler die Präsentation unserer Produkte auf der IAA für sehr
begrüssenswert. Hier erreichen wir eine Zielgruppe, die dem Fahrradhändler nicht so
einfach zugänglich ist.

e-Rad Hafen: VDA Chef Wissmann stellt die Halle vor mit den Worten: „sie zeigt zum ersten Mal die ganze Wertschöpfungskette beim Elektroauto“. Auch im Weiteren Bericht zur Halle kein Wort über e-Räder. In den Medien bisher ein ähnliches Bild. Kaum einer schreibt über Euren Messeauftritt. Überrascht Euch das? Wie ist der Eindruck am Stand bisher?
Steiner: Unsere Entscheidung, auf der IAA auszustellen, war von Anfang an nicht an
übersteigerte Erwartungen geknüpft. Wir sind nicht davon ausgegangen, das wir von den
Medien gross wahrgenommen werden. Umso mehr freut uns die positive Resonanz und das Interesse der Messebesucher. Viele Besucher, die sich bislang nicht mit dem Thema
E-Bike beschäftigt hatten, sind auf uns zugekommen und zeigten reges Interesse.

Wir sind nicht davon ausgegangen, das wir von den Medien gross wahrgenommen werden. Umso mehr freut uns die positive Resonanz…

e-Rad Hafen: Wie sind die Reaktionen anderer Aussteller, werdet Ihr belächelt oder mit Interesse, Sympathie, oder gar Argwohn begrüßt?
Steiner: Die Mitaussteller zeigen sich wie auf Messen üblich kooperativ und freundlich. Man hilft sich mit Kleinigkeiten aus und führt untereinander interessante Gespräche. Wir werden keineswegs als „Aussenseiter“ gesehen oder gar behandelt.

e-Rad Hafen: Was sagen Medien und „normale“ Besucher, für welche Räder interessieren sie sich (welche fahren sie Probe)?
Steiner: Die Medien haben sich mehr für den sportiven Bereich interessiert gezeigt. Überrascht waren einige, dass Fahrzeuge wie „Mountain Bike“ und „Rennrad“ (gemeint ist die Flyer R-Serie, Anm. admin) in optisch sehr ansprechender Weise als E-Bike am Markt vorhanden sind. Endverbraucher waren gemischt interessiert. Die junge Generation zeigte Begeisterung für unsere sportiven Modelle der FLYER S-, R- und X-Serie. Unsere Klassiker wie die FLYER C-Serie und die FLYER T-Serie mit hochwertigster Ausstattung und tief ausgeschnittenem Rahmen entsprechen erwartungsgemäß dem komfortorientierten Publikum (hier können die einzelnen FLYER Produktegruppen eingesehen werden).

Bei uns wird nicht der Kunde dem E-Bike angepasst, sondern wir passen den FLYER dem Kunden an!

e-Rad Hafen: Mit welchen Argumenten überzeugt Ihr Messebesucher von Euren Produkten?
Steiner: Dank der Vielfalt unseres FLYER – Sortiments „vom Faltrad bis zum Tandem“ können wir für fast jedes Kundenbedürfnis und für nahezu jeden Einsatzbereich den passenden FLYER anbieten. Bei uns wird nicht der Kunde dem E-Bike angepasst, sondern wir passen den FLYER dem Kunden an! Dies ist nur ein Beispiel für einen FLYER Mehrwert, der dem Interessenten sehr schnell einleuchtet. Dem sportiven Fahrer die Option zu vermitteln, durch E-Unterstützung auch z.B. den Berufsweg entspannt mit dem
Rad zu bewältigen ohne eine Dusche aufsuchen zu müssen, mit Reichweiten-Erweiterung durch die E-Unterstützung. Menschen denen durch körperliche Eigenkraft das Radfahren schwer fällt aufzuzeigen, dass dies durch ein E-Bike wieder problemlos und mit Freude  möglich ist. Weitere Argumente sind: Unsere über die letzten zehn Jahre Biketec-Geschichte aufgebaute Kompetenz als reiner Elektroradhersteller, unser hoher Qualitätsanspruch, das FLYER Verleihsystem im FLYER-Land-Schweiz, die Movelo Regionen in Deutschland und Österreich. Das alles sind überzeugende Argumente für Kunden und Interessenten, die mit unseren FLYERn Tages-/Mehrtages Touren unternehmen möchten und dabei von den unzähligen FLYER Akkuwechselstationen in den schönsten Urlaubsregionen Regionen profitieren. Kein Kauf ohne ausgiebige Probefahrt ist unser oberstes Prinzip. Bei allen FLYER Fachhändlern haben Interessenten die Möglichkeit, ihren Wunschflyer bis zu einen Tag lang kostenfrei zu testen.

e-Rad Hafen: Wie waren die ersten Publikumstage, kommen andere Leute als auf den Radmessen? Wonach fragen die Leute? Wisst ihr schon die PS-Äquivalente Eurer Räder, oder geht es eher um Preis und Ausstattung?
Steiner: Wir erreichen auf der IAA ein völlig anderes, weniger E-Bike erfahrenes Publikum als auf Fahrradmessen. Eine der Hauptfragen betrifft die Reichweite. Ausgereiftheit des Produktes wird oftmals angesprochen. Hier können wir auf unsere bereits erwähnte, langjährige Erfahrung und unsere Kompetenz als E-Bike Spezialist verweisen. Fragen zum Sortiment, zu Modell, Rahmengrössen und Ausstattungsvarianten gehören natürlich ebenfalls zu den häufig gestellten Fragen.

e-Rad Hafen: Erschließt Ihr hier neue Zielgruppen und werden Auftritte von e-Rad Herstellern auf der IAA in Zukunft zur Regel?
Steiner: Definitiv: Ja, man erreicht ein breiteres Publikum. Ein endgültiges Urteil kann man erst nach der Messe abgeben.

e-Rad Hafen: Habt Ihr bereits Räder verkauft?
Steiner: Beratung und der direkte Draht zum Kunden stehen für uns bei einem Messeauftritt im Vordergrund. Es gibt bei FLYER keinen Direktverkauf ab Messestand. Schnäppchenjäger müssen wir also enttäuschen. Wenn Kunden kurzentschlossen sind, wird ein Kaufvertrag abgeschlossen. Der FLYER wird dann im Kundenauftrag in unserem Werk im Bernischen Huttwil produziert und über den vom Kunden bestimmten FLYER Händler seiner Wahl ausgeliefert.